Es ist 1:26 Uhr, ich sitze gut gelaunt in einem 300 Minuten verspäteten ICE der Deutschen Bahn auf dem Weg nach Hause. Warum ich gut gelaunt bin? Verstehe ich selbst nicht so ganz. Werde ich doch kurz duschen, mich rasieren und in Schale werfen, ins Büro fahren, alles ca. 1 Stunde nach Ankunft. Liegt doch eine vollgepackte Woche vor mir, voll von Leistungsdruck, voll von selbstgesteckten Zielen. Vielleicht liegt es an der wundervollen Frau mit der ich den vierten Jahrestag begehen durfte. Vielleicht liegt es an dem unendlich starken Filterkaffee den es -Gott und dem leicht über die Lautsprecheranlage lallenden Lokführer sei es gedankt- umsonst gab. Vielleicht liegt es an den Psychedelic Porn Crumpets, singen sie mir doch fröhlich ins Ohr Gott in einer Tomate gefunden zu haben. Wie dem auch sei, ich denke, dass es oftmals keinen Sinn macht zu denken. Das ständige Hinterfragen, das ewige Überanalysieren stoppt das Gefühl, holt mich aus dem Moment der kleinen Freude in einen Zustand des Zweifelns. Ich versuche, so oft ich eben kann, im Moment anzukommen. Viel zu oft bin ich gestern oder morgen oder in einer Woche oder einem Jahr. Ich will spüren wo ich bin, wer ich bin, die Freude des Seins auskosten. Es gibt so merkwürdige kleine Momente, in denen komme ich nach Hause und merke, ja, hier bin ich, verdammt, Ich lebe, ich atme, ich bin. Unbeschreiblich. Genau so einen Moment habe ich jetzt grade. Ich bin. Ich sitze in einem verkackten Zug der Deutschen Bahn, spüre den harten, durchgefurzten Sitz unter meinem knackigen Büro Gesäß und bin bei mir. Nicht im Morgen, vielleicht noch ein bisschen im Wochenende. Ich feiere mich zur Zeit. Feiere wie ich zurück ins echte Leben finde. Feiere alles was ungeplant und überraschend planmäßig läuft. Fernbeziehung? Hart aber schön umgesetzt. Fordernder Job? Erfüllender als gedacht, bald trägt er Früchte. Sucht? Im Griff und nicht andersrum. Hier sitze ich, hätte jeden Grund für Beschwerden und tue nichts dergleichen. Ich bin, bin ohne Beschwerde. Voll gut.