Der Affe

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Er tanzt, stampft fast schon aggressiv auf den dreckigen Fliesenboden. Er schreit, schreit nach Hilfe und will doch mehr. Mehr von diesem unendlich guten Gefühl; der Geist will, was der Körper nicht mehr vertragen kann. Die Vernunft rechts, der Teufel links, die Ohren frisch geputzt – alles schreit. Es ist nicht auszuhalten. Ich will, ich will, ich will einfach nachgeben. Ja ist immer einfach, nein ist immer schwer. Die Bilder im Kopf kommen, alles überzogen durch einen rosaroten Romantik-Filter. Was daran ist dreckig? Was hat es nicht alles mit mir gemacht? Wo will ich hin, wo komme ich her? Aus dem Schmutz der Junge, ins Licht der Mann, liebes Universum, gib mir Kraft. Jede Welle bricht irgendwann. Bricht der Affe mich oder breche ich ihn? Manche Tage gehen runter wie Butter, keinen Gedanken an das weiße Wunder verschwendet. An anderen Tagen gibt es Rambazamba-Affentanz in meinem Schädel, keine Strategie greift. Ich will einfach nachgeben, nein, mich eher hingeben. Pure Euphorie auf Knopfdruck, nur ein einziger, positiver Reiz, der auf mein Hirn hämmert. Ich versinke wieder und wieder, versinke in den schönen, intensiven Momenten vergangener Tage. Genau hier liegt das Problem. Offener Sarg, längst nicht begraben, fängt es an zu stinken. Ich erinnere mich zu gut an das Fantastische. Zu schnell verblasst die Erinnerung an all die Abgründe. Hier Herzflattern, dort ein Heulkrampf ohne akuten Grund, außer dem Comedown des viel zu langen Highs. Der Mensch merkt sich Glück, Schmerz wird leicht vergessen. Ein sinnvoller Mechanismus. Wer würde sonst noch normal ticken? Selbst mein subjektiv als geschärft empfundener Verstand vermag es nicht, mich zu 100% zu schützen. Ich arbeite an einer soliden 70, bin bei einer realistischen 58,39. Lang ist der Weg, der da kommt. Voll mit Stolpersteinen, falschen Abbiegungen und rutschigen Elementen. 34 Tage. Für den Jakobsweg allein habe ich 125 gebraucht. Wie viele Tage bleiben mir? Wie oft muss ich noch den richtigen Weg wählen?

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